Kapitel 5  

Persönlichkeitsentwicklung

 

 

Lieber Michael,

"Anderswelt" ist ein schöner Begriff dafür.
Ich habe bisher die „Standard“-Literatur über Nahtoderlebnisse gelesen, Moody zum Beispiel. Vor ungefähr einem halben Jahr kam dann ein Buch in deutscher Übersetzung heraus, das ich mir ebenfalls gekauft (und natürlich auch gelesen biggrin  ) habe: „Endloses Bewusstsein“ von Pim van Lommel.

Deine Erlebnisse sprechen für sich. Da Du diese sehr besondere und intime Begegnung mit Deiner Kollegin, die wohl mehr eine Freundin für Dich war (auch ich meine das völlig unerotisch smile ), nicht als Traum betrachtest, muss sich dieser "Traum" ja von Deinen sonstigen Träumen unterschieden haben. Was war der Unterschied?

Als ich nach dem Tod meiner Oma Tage später von ihr "träumte", war diese Traum-Begegnung viel zu echt als dass sie lediglich ein einfacher Traum hätte sein können. Alle Kleinigkeiten und Details konnte ich bemerken und habe sie nicht, wie sonst üblich, nach dem Aufwachen mit der Zeit vergessen; ich kann mich noch heute gut daran erinnern. Und ich wusste, als ich mit ihr sprach, dass es kein Traum war; ich fühlte es. Meine große Angst vor dem Tod, die ich früher hatte, ist seit dieser Begegnung nicht mehr so riesig. Bei "Neugierde" bin ich aber noch nicht angekommen. biggrin


          In diesem unseren Leben ist nichts für die Ewigkeit, deshalb ist loslassen ein Geheimnis des Lebens. Über die

          Ewigkeit an sich sagt das allerdings nichts aus.

 

Loslassen, richtiges Loslassen, ist ein schwieriges Thema für mich. Aber ich denke, daran kann ich arbeiten, sofern ich weiß, wie.
Die Ewigkeit – das ist ein anderes, wichtiges Thema; und daran kann ich weder arbeiten noch mich darüber "informieren" um auf irgendeine Weise „sicher“ zu werden. Egal wie ich suche, da finde ich nichts, das ich ohne Zweifel annehmen könnte. Oft schon habe ich darüber nachgedacht, ob ich nicht einfach beschließen soll, an "Gott zu glauben". Dann hätte diese Sucherei ein Ende. Aber für mich funktioniert das nicht auf diese Weise. 

Es ist schön dass es Dich gibt emoticones
Liebe Grüße von Lotte

Liebe Lotte,

die „Anderswelt“ ist keine Erfindung von mir, sondern stammt aus der keltischen Mythologie – für eben jene andere Welt, von der wir erst nach unserem Tod erfahren.


Ich finde, dass Neugier eine angemessene Herangehensweise ist. Im Übrigen sehe ich auch immer das Heitere einer bestimmten Situation: Sollten wir uns wider Erwarten irren und danach sei gar nichts, dann würden wir ja nicht einmal eine Enttäuschung verspüren, weil wir dann ja mausetot wären. biggrin

Auch ich kann sehr gut zwischen Traum und „Botschaft“ unterscheiden. Ich träume viel und fühle mich oft gut unterhalten smile, aber schon unter der Dusche ist die Handlung wieder weg, während Botschaften lebenslang bleiben. Seit diesem ungewöhnlichen Traum mit meiner Kollegin-Freundin  smile - der Details hatte, die sich kein Gehirn einfach ausdenken kann - weiß ich, dass sie in der Anderswelt existiert.

Mit Pim van Lommel hast Du sicher das überzeugendste Buch über die extrem hohe Wahrscheinlichkeit smile einer "Anderswelt".
An Gott „glauben“ ist gar nicht notwendig. Das meine ich in dem Sinn, was Religionen daraus machen. Irgendwer muss das Universum geschaffen haben. Aus der Physik wissen wir, dass aus Nichts nur Nichts entstehen kann –außer es hat jemand vollständige Macht über die Materie.


Liebe Grüße, Michael emoticones

 

Lieber Michael,

mir zeigen Dein und auch mein Traum, dass wir nach dem Tod nicht alles vergessen werden; sondern unsere Erinnerungen mitnehmen. Das finde ich einerseits wundervoll und sehr beruhigend – aber es birgt sicher auch Gefahren. Wenn man nicht gelernt hat loszulassen, zum Beispiel.

 

Ich träume viel und fühle mich oft gut unterhalten, aber schon unter der Dusche ist die Handlung wieder weg, während Botschaften lebenslang bleiben.

 

Genau so! Wenn das bei Dir auch so ist, dann habe ich mir das tatsächlich nicht alles eingebildet. Das ist schön zu lesen. Du schreibst, dass irgendwer alles erschaffen haben muss. Es stimmt, von nichts kommt nichts. Ist dann Gott außerhalb seiner Schöpfung –nicht „in allem“ –und was ist das Außerhalb –wer erschuf dies? Das sind überflüssige und theoretische Fragen, ich weiß –ich erwarte von Dir auch keine Antwort darauf. smile

 

Sollten wir uns wider Erwarten irren und danach sei gar nichts, dann würden wir ja nicht einmal eine Enttäuschung verspüren, weil wir dann ja mausetot wären.

 

biggrin  Eine super Einstellung!

Noch ganz kurz etwas wegen der Freude-Bilder:
Wenn ich mir etwas Schönes vorstellen will, als Bild für meine "Jalousie", dann erinnere ich mich (fast) nur an Eindrücke, Bilder und Gefühle, die ich habe, wenn ich allein in der Natur unterwegs bin. Nun frage ich mich: Ist das zu wenig – braucht es nicht auch Bilder mit Menschen? Was denkst Du, sollte ich "geselliger" werden?

Ganz liebe Grüße emoticones 
Lotte

 

Wenn der Eindruck bei Dir entstanden ist, dass Freude-Bilder Menschen-Bilder sein sollten, dann habe ich mich schlecht ausgedrückt, liebe Lotte!

Ein Freude-Bild ist aus meiner Sicht zum Beispiel eine gewaltige Brandung, die den Boden zittern lässt, auf dem ich stehe. Und weil meine Freude-Bilder nicht Deine sind, kann es eben bei Dir der in sich ruhende Baum sein oder die Schnecke, der Du das Leben rettest - vor solchen Mördern wie mir biggrin.

Gesellig sein macht mir selten Freude; eher die Beschäftigung mit einzelnen Menschen, auf die ich mich dann auch wirklich konzentriere. Bei allgemeinem Smalltalk-Gequatsche sträubt sich mir das Gefieder.

 

Ich habe keinen Ehrgeiz Gott in diesem Leben verstehen zu wollen. Vielleicht erklärt er´s mir nach meinem Tod. Gott ist nicht "außerhalb", weil er offensichtlich im Nichts genauso ist, wie im Etwas. Außerhalb oder innerhalb sind menschliche Dimensionen, nicht göttliche!

 

Liebe Grüße, Michael emoticones

Lieber Michael,

ja, es ist natürlich so; alles, was ich mir dazu denken kann, spielt sich in Menschenrahmen ab – ich kann das Göttliche gar nicht erfassen.

 

"Dienstags bei Morrie" ist angekommen. Ich habe es noch nicht ganz zu Ende gelesen, aber jetzt schon sehe ich:  Es ist ein wunderbares Buch!

Diese Art sein Leben zu leben, so zu "sein", das ist es, was ich unter einem "guten Leben" verstehe. Nicht genau Dasselbe natürlich. Jeder Mensch ist ja anders.


Ich bin nicht traurig oder ärgerlich auf mich, weil ich nicht so bin; man kann sich ja dahin entwickeln. Es ist, weil ich nicht weiß wie ich es anstellen soll mich dahin zu entwickeln. Ich finde meinen Weg nicht, kenne weder meine eigenen Wünsche noch meine Stärken. Das ist es, was ich mich so unsicher und auch traurig macht.
 
Liebe Grüße und einen richtig schönen Abend für Dich emoticones
Lotte

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