Liebe Lotte,

es freut mich natürlich, dass Dir der Morrie gefällt. Es stecken zahlreiche und einfache Botschaften drinnen, was im Leben wichtig ist. Es ist aber ein „Ami-Leben“ und ich finde durchaus Passagen darin, die ich nicht unterstreichen würde – ist aber letztlich nebensächlich.

Lass uns darüber reden, wie Du es „Punkt für Punkt“ anstellen könntest, das Leben so zu leben, wie Du es gerne möchtest.

Es gibt eben kein Programm, das für jeden Menschen gleich wirken könnte. Man kann auch nur von dem Ausgangspunkt losgehen auf dem man/frau sich gerade befindet.

 

Liebe Grüße, Michael emoticones

Lieber Michael,

inzwischen bin ich mit dem Lesen auch schon voran gekommen. Ich mag die Botschaften sehr, die ich bisher las. Für mich klar und deutlich zeigen sie die wirklich wichtigen Dinge auf.
Es ist nicht genau so ein Leben bis ins Detail, das mich anspricht. Es ist die Art, die Gewissheit das (für sich) Richtige zu tun und dabei nicht völlig daneben zu liegen.

Darüber reden, wie ich das anstellen könnte - ja, das will ich gerne! Punkt für Punkt klingt großartig. Etwas, um mich daran zu halten.

 

Einen sehr lieben Gruß Lotte emoticones

Liebe Lotte,

ich bin eigentlich ziemlich gelassen, habe mir das aber hart erarbeiten müssen, weil ich eher einem Vulkan gleiche. Da deren Ausbrüche bekanntlich großen Schaden anrichten, habe ich nach und nach den Weg zum „schlafenden“ Vulkan eingeschlagen. Womit wir beim Thema Persönlichkeitsentwicklung wären.


Sicher weißt Du, dass es nahezu unendlich viele Bücher dafür gibt. Ich will Dir aber diesmal gar keines empfehlen smile , sondern angepasst an das, was ich von Dir zu wissen meine, eine erste „Aufgabe geben". Sie besteht aus sechs Punkten.


Bestandaufnahme ICH
Was ich am meisten an mir mag. Mindestens 10 Beispiele!
Was ich am wenigstens an mir mag. 10 Beispiele

Bestandsaufnahme, Leben allgemein
Was ich am meisten an meinem Leben mag. 10 Beispiele!
Was ich am wenigstens an ihm mag. 10 Beispiele

Freude-Punkte
Wodurch oder womit kann ich mir Freude bereiten? Mindestens 10 Beispiele

Aus dieser Bestandsaufnahme versuche 10 kleine Ziele für Dein Leben herauszufiltern.
Große Ziele hast Du genug, um Dich damit ständig zu überfordern.smile

Du kannst mir gerne etwas dazu schicken, aber Du musst natürlich nicht.

Liebe Grüße, Michael emoticones

 

„Es rutscht einem das Herz in die Hose“ - was für ein passender Ausdruck für diesen Moment, als ich Michaels Mail las. Eben noch befand ich mich an dem schönen, sicheren Fleckchen des Philosophierens, konnte gefahrlos unsere mich tief berührenden Gespräche führen – und plötzlich, nur eine Mail später, finde ich mich vor eine sehr konkrete, reale Aufgabe gestellt, die mich aus irgendeinem Grund wirklich ängstigte. Mein Herz pochte beim Lesen der Liste, obwohl ich doch ein paar Sätze zuvor genau das wollte: Konkret darüber reden, wie ich das Punkt für Punkt angehen könnte.

Lieber Michael, eine erste Aufgabe nennst Du das? Schon das Durchlesen verursacht Schweißausbrüche biggrin ; wie soll ich das je zusammenbekommen!

 

Ich finde es sehr lieb von Dir mir dabei helfen zu wollen und würde diese Bestandsaufnahmen gerne mit Dir gemeinsam machen. Auch, weil ich sie sonst vermutlich nicht vollständig und richtig mache. So gut kenne ich mich doch.

Es wird mir auch sehr schwerfallen, zu allem etwas zu schreiben.

Jeweils 10 Beispiele! Das ist viel.

 

Liebe Grüße, emoticones
Lotte

Es brauchte mehrere Anläufe, bis ich die Liste endlich fertig hatte. Dabei war ich ehrlich und so objektiv, wie es mir möglich war. 

Freude – Punkte zu finden fiel mir schwer; zehn Dinge zu benennen die ich an mir mochte, das war Schwerstarbeit.

Aufzuzählen, was ich an mir nicht mochte, ging mir dagegen spielend leicht von der Hand. Hier konnte ich aus dem Stand heraus weit mehr als zehn Punkte benennen.

Tatsächlich fand ich auch nicht zu allen Punkten zehn Beispiele und als es darum ging, aus der Bestandsaufnahme Ziele für mich herauszufiltern – da scheiterte ich letztendlich völlig.

 

Irgendwann beschloss ich, nicht weiter nachzugrübeln, sondern Michael das bisher Gesammelte zu schicken. Das tat ich nicht wirklich gerne, denn es war eine äußerst ernüchternde Lebens-Bestandsaufnahme. Als schlimm empfand ich auch mein Unvermögen, über solche Dinge nachzudenken. Es war, als gäbe es in mir eine Grenze, an der mein Verstand einfach blockierte und sagte:  Stopp, hier geht es nicht weiter. Hinter dieser Grenze herrschte völliger Nebel. Das frustrierte mich und machte mich wütend auf mich selbst.

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