Kapitel 8  

Über die Liebe  /  Eine Reise 

  

Lieber Michael,

 

morgen früh geht es los! Das Wetter soll schön werden smile.

Wasser, Sonne, Wind und viele Fotos smile  ... der Rest wird sich mir zeigen.


Ich hoffe wirklich sehr, ich finde dort eine Unterkunft mit Internet-Verbindung. Ich würde Dir schon gerne auch von dort aus schreiben und auch am Fotoprojekt "arbeiten". 

Falls ich aber die kommenden Tage still bin - dann habe ich keine. cool

 

Liebe Grüße emoticones

Lotte  

Liebe Lotte,

ich wünsche Dir eine entspannte Reise!

Wie schon gesagt, nur bei den Autobahnkreuzen musst du aufpassen und Dich richtig einordnen. emoticones

Mitte September … endlich war es soweit. In der Nacht vor Reisebeginn war an Schlaf nicht zu denken. Zu groß waren Aufregung und Anspannung. Um mich ein wenig abzulenken setzte ich mich an den PC. Dort wollte ich mir noch einmal die Mails der letzten Tage durchlesen. Thema waren – wieder einmal - „Beziehung“, „Liebe“ und „Sexualität“. Ein wenig verwunderte es mich schon, wie offen und leicht ich mit Michael über diese Dinge schrieb. Zuvor hatte ich darüber noch mit keinem Menschen auf diese Weise geredet - im Grunde noch nicht einmal mit mir selbst.

 

Es war eine kühle, sternenklare Nacht. In einer Ecke des Zimmers verströmte die Stehlampe ihr warmes Licht. Weite Teile des Raumes waren in Schatten gehüllt. Ich genoss Stimmung und Stille der Nacht, legte eine CD ein und lehnte mich zurück. Leise erklang Chopins "Nocturne Op. 72 No 1“ – ein wundervolles Stück! Ich begann zu lesen:   

Liebe Lotte, Du schreibst:

 

 ...  wie ich Dir schon mal schrieb, kann ich wirklich gut auf Sex verzichten. Aber – ich glaube ich würde dennoch gerne "begehrt" werden, auch wenn das nun ein Widerspruch ist. Ein bisschen das Gefühl zu haben  … ach, ich weiß auch nicht.

 

Es ist schön und wichtig für Dich, dass Du (wieder) als Frau empfinden kannst. Ich kann‘s gar nicht mit ansehen, wenn Frauen nach Heirat und Kindern zum Neutrum "das Mutti" werden.
Wer auch immer es eingerichtet hat, in der ganzen Natur herrscht das gleiche Prinzip von Männlich und Weiblich. Männchen begehren, Weibchen wollen begehrt werden. Frühere Feministinnen, die ich kannte, definierten das aber nicht abwartend- duldend, sondern hatten einen wunderschönen Spruch:

"I have the pussy, I make the rules".

Liebe Grüße, Michael emoticones

Lieber Michael,

 

ein cooler Spruch. Anziehend sein, begehrt werden – und klar die Regeln bestimmen. smile

Ja, Männchen begehren  …  aber frau hat dabei nicht immer das Gefühl, sie ganz speziell und persönlich sei dabei gemeint. Aber ich will doch diejenige sein, die begehrt wird; und das will ich spüren! Will mich als etwas Besonderes (für denjenigen) fühlen.

Gerade dieser Bereich – Sexualität, die Anziehung, dieses "Spiel" zwischen Mann und Frau – ist ein sehr verletzungsträchtiges Gebiet. Ein paar dumme, vielleicht auch nur unbedachte Worte oder sonstige "Kleinigkeiten" gehen bei mir schnell ganz tief und tun richtig weh. scham

 

Ganz viele liebe Grüße emoticones
Lotte

Liebe Lotte,

 

das Thema ist zu wichtig, um es kurz zu behandeln, aber ein paar Sätze will ich trotz Zeitmangel formulieren.
Das Begehren der Männchen gilt zuerst einmal der Gattung smile Weibchen, ist also allgemeiner Natur ("ob blond, ob braun, ich liebe alle Frauen"). Das Weibchen will natürlich höchst individuell begehrt werden.

Diese unterschiedliche Herangehensweise muss auf irgendeine Weise koordiniert werden.
Das Weibchen macht die Regeln smile smile. Schafft es das Männchen nicht, sein individuelles "Begehren" als "lieben" glaubhaft zu machen, wird das nicht viel werden.
Um sich wirklich zu finden müssen beide durch die (schon einmal erwähnte) Meerenge von Skylla und Charybdis durch, um eine wirkliche Beziehung aufzubauen.

 

Dazu ist natürlich noch ziemlich viel zu sagen.

Liebe Grüße, Michael emoticones

Lieber Michael,

 

danke für deine Antwort trotz (eines hoffentlich rundum schönen) Zeitmangels. Ja, das ist ein sehr wichtiges Thema – besonders auch für mich!

Skylla und Charybdis – bedeutet ja zwischen zwei unausweichlichen Übeln wählen zu müssen, beziehungsweise den besten Weg durch diese Übel zu finden.
Dazu gehört als erste Voraussetzung überhaupt zu wissen, dass es so ist – ob einem die Tatsache gefällt oder nicht.

 

Dazu ist natürlich noch ziemlich viel zu sagen.


Ich würde mich gerne sehr viel intensiver mit Dir austauschen. Im Grunde weiß ich so gut wie nichts darüber.

 

Ganz viele liebe Grüße emoticones
Lotte

Skylla und Charybdis sind keine Übel, liebe Lotte!
Sie sind ein Engpass, eine Engstelle des Meeres zwischen zwei Felsen - das ist etwas ziemlich anderes. 


                    Ich würde mich gerne sehr viel intensiver mit Dir austauschen.

 

Das können wir gerne tun. Am besten, Du lässt Dich mal ein wenig auf den kurzen Text ein, den ich Dir geschickt habe und schreibst mir Deine Fragen, die dazu auftauchen.

emoticones 

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